Im Forschungsvorhaben KoWa untersuchen wir in vier verschiedenen regionalen Clustern technische und sozioökonomische Handlungsfelder der Wärmewende. Die Cluster umfassen dabei ein oder zwei Quartiere, die einer Detailbetrachtung unterzogen werden. Zusammen mit den Akteuren vor Ort entwickeln wir konkrete, idealerweise auf vergleichbare Quartiere oder Stadtteile übertragbare Empfehlungen.
Aufgrund der verschiedenen Schwerpunkte in den jeweiligen Clustern können breite Wissens- und Erfahrungsressourcen aufgebaut werden, die bereits im laufenden Projekt anderen, vergleichbaren Regionen in Deutschland zur Verfügung gestellt werden.
Folgende Cluster werden in KoWa untersucht:
- Cluster Saarlouis: Stadtteil Steinrausch mit Fernwärmeversorgung
- Cluster Osnabrück: Georgsmarienhütte und Bramsche – Mittelstädte mit industrieller Prägung
- Cluster Berlin: Großstadt mit diversen Versorgungsoptionen
- Cluster Sömmerda: Kleinstadt mit diversen Versorgungsoptionen
Cluster Saarlouis: Stadtteil Steinrausch mit Fernwärmeversorgung
Im Cluster Saarlouis ist in Zusammenarbeit mit den assoziierten Partnern vor Ort, der Stadt Saarlouis und den Stadtwerken Saarlouis, der Stadtteil Saarlouis-Steinrausch als Untersuchungsgebiet definiert worden. Der Stadtteil bzw. das Wohngebiet wurde in den 1960er-Jahren erschlossen, um Wohnraum u.a. für die Beschäftigten des nahegelegenen Ford-Werkes zu schaffen. Der Gebäudebestand gliedert sich in Ein- bzw. Zweifamilienhäuser, Reihen- und Mehrfamilienhäuser sowie Sonderbauten, wie bspw. der Steinrausch-Halle, einer Grundschule und Kindertagesstätte, der Feuerwache Saarlouis-Ost und einem Freibad. Ursprünglich war der überwiegende Teil der Gebäude in Steinrausch mit Nachtspeicherheizungen ausgestattet. In den 1990er-Jahren wurde im Stadtteil flächendeckend ein Fernwärmenetz verlegt, wodurch zwischenzeitlich eine Anschlussquote von über 90 % erreicht wurde. Durch einen aktuell vermehrt stattfindenden Eigentümer*innenwechsel der Gebäude im Stadtteil und durch gegebenenfalls damit verbundene energetische Sanierungsmaßnahmen an den Gebäuden und Erneuerungen bzw. den Austausch der Heizungsanlagen zur Warmwasser- und Raumwärmebereitstellung ist die Zukunftsfähigkeit der Fernwärme in Saarlouis-Steinrausch zu evaluieren.
Im Rahmen von KoWa werden daher zunächst die Bausubstanz, der Sanierungszustand und die möglichen Sanierungsoptionen der bestehenden Gebäude analysiert, um hieraus einen möglichen zukünftigen Wärme- und Kühlbedarf zu ermittelt. Darauf aufbauend werden seitens der Wärmeversorgung anschließend Maßnahmen, wie bspw. die Reduktion der Netzverluste, die Änderung der Steuerung bzw. Betriebsführung oder die Integration neuer Wärmequellen (Stichwort: iKWK, Solarthermie etc.) untersucht, um die Wärmeversorgung über die Fernwärme auch in Zukunft für die Gebäudeeigentümer*innen interessant zu gestalten. In Verbindung damit wird auch die Rolle des Wärmenetzes bei der Wärmeversorgung der Zukunft in Zusammenhang mit sich verändernden Rahmenbedingungen und Bedarfen be-trachtet.
KoWa profitiert in Saarlouis von umfangreichen Vorarbeiten und Erfahrungen der Stadt Saarlouis u.a. aus Klimaschutz- und Klimaschutzteilkonzepten sowie einem Quartierskonzept, woraus bereits sehr engagierte Akteursnetzwerke entstanden sind. Zusätzlich sind mit den Stadtwerken Saarlouis und der Steag NE sehr fortschrittliche Akteure mit weitreichenden Erfahrungen in der Wärmeversorgung als assoziierte Partner involviert.
Die Betreuung des Clusters vor Ort erfolgt durch das IZES.
Cluster Osnabrück: Georgsmarienhütte und Bramsche – Mittelstädte mit industrieller Prägung
Das Cluster Osnabrück umfasst die beiden Städten Bramsche und Georgsmarienhütte mit jeweils unterschiedlichen Quartiersausprägungen. Vor Ort sind mit den Stadtwerken und ansässigen Industrieunternehmen bereits einige Akteure aktiv, die auf verschiedenen Gebieten der gemeinsamen Energieversorgung zusammen arbeiten und als assoziierte Partner an KoWa mitwirken.
Auf Ebene des Landkreises Osnabrück und der Stadt Georgsmarienhütte existieren zudem bereits Klimaschutz(teil)konzepte; Bramsche nimmt an der Nationalen Klimaschutzinitiative teil. In beiden Städten liegen Ergebnisse aus den vorangegangenen Projekten ReWIn (Regionales Wärmekataster Industrie) und PlnA (Planungsportal Industrielle Abwärme) vor, auf die KoWa zurückgreifen kann.
Das Ziel im Cluster Osnabrück ist – neben einer Forcierung der Nutzung industrieller Abwärme – die Bündelung von Kommunikationsaktivitäten sowie die Nutzung von Synergien zwischen Industrie, Kommune und weiteren Wärmewende-Akteuren.
Das Quartier in Georgsmarienhütte ist geprägt durch das zentral gelegene Elektrostahlwerk sowie weiterer Industrieunternehmen im Stadtgebiet. Daher liegen die Schwerpunkte auf der Nutzung von Abwärme und der Erweiterung bestehender Wärmeversorgungssysteme. zudem sollen auch Optionen für den Einsatz der Kraft-Wärme-Kopplung, erneuerbarer Wärmequellen sowie mögliche Wärme-/ Kältenutzungspfade betrachtet werden.
Bramsche ist eine Kleinstadt, die durch gemischte Gebiete mit Wohnen, Gewerbe und Industrie gekennzeichnet ist. Die Wohnbebauung besteht hauptsächlich aus Ein- und Zweifamilienhäusern und vereinzelten Mehrfamilienhäusern. Nur ein kleiner Teil eines Neubaugebietes besitzt ein Wärmenetz. Die stadtnahen Industrieunternehmen weisen Abwärmepotenziale auf, deren Nutzung zu Gebäudeheizzwecken im Bereich Wohnen bzw. Handel und Gewerbe bisher noch nicht realisiert werden konnte. Hier möchte KoWa Nutzungspfade aufzeigen und entprechende Umsetzungsaktivitäten initiieren.
Das Cluster wird vor Ort von der Hochschule Osnabrück betreut.
Cluster Berlin – Großstadt mit diversen Versorgungsoptionen
Im Forschungscluster Berlin werden zwei Standorte untersucht. Die Mierendorff-Insel, geprägt durch Gründerzeit- und Zwischenkriegsbauten und ein Quartier im Stadtteil Karlshorst, geprägt durch 50er Jahre Plattenbau.
Berlin ist als Großstadt siedlungsseitig durch Mehrfamilienhäuser und große Mehrfamilienhäuser mit diversen Versorgungsoptionen gekennzeichnet; der Wärmemarkt ist grundsätzlich heterogen und wettbewerblich geprägt. Wärmeanbieter in den Untersuchungsgebieten sind Vattenfall und die GASAG, wobei letztgenannte als assoziierter Partner im Projekt involviert ist. In Berlin gibt es bereits umfangreiche wissenschafltiche Vorarbeiten, auf denen KoWa aufbauen kann. Das Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm bildet dabei im Besonderen einen Rahmen für zahlreiche Projekte und Maßnahmen.
Beim Untersuchungsquartier Mierendorff-Insel handelt es sich um ein nutzungs- und sozialgemischtes Bestandsquartier mit einer Vielzahl an Gebäudetypologien, Sanierungszuständen und energetischen Versorgungslösungen. Konkretes Ziel in KoWa ist die Erarbeitung von Versorgungslösungen in diesem heterogenen Umfeld. Auf der Mierendorff-Insel gibt es seit 2017 umfangreiche Forschungstätigkeiten des Projektes „Klimaschutz und Energieeffizienz auf der Mierendorff-Insel“, auf die KoWa zurückgreifen kann.
Im Lichtenberger Stadtteil Karlshorst wird ein Quartier der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE untersucht. Es besteht aus fünf Gebäuden, Baujahr 1956 mit insgesamt 153 Wohneinheiten. Gemeinsam mit der HOWOGE Wärme GmbH, untersuchen wir verschiedene nachhaltige Wärmeversorgungskonzepte auf Basis erneuerbarer Energien, wobei die Herausforderungen bestehen bereits jetzt die Maßgaben des Berliner Energie- und Klimaschutzprogrammes für das Jahr 2050 umzusetzen, als auch sozialverträglich die Gebäude zu ertüchtigen.
Das Cluster Berlin wird durch die HWR Berlin betreut.
Cluster Sömmerda – Kleinstadt mit diversen Versorgungsoptionen
Neben einigen historischen Gebäuden prägen v.a. Siedlungen mit Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäuser sowie Gewerbe- und Industriebetriebe das Stadtbild der thüringischen Kreisstadt Sömmerda.
Im Stadtgebiet existieren verschiedene Versorgungslösungen einzelner Stadtteile bzw. Quartiere, welche zu unterschiedlichen Zeitpunkten innerhalb der vergangenen Jahrzehnte in Betrieb gesetzt wurden. Der westliche Teil der Stadt sowie Teile des Südens werden über ein zusammenhängendes Fernwärmenetz versorgt. Der nordöstliche Teil ist an einem Erdgasnetz angeschlossen. Zudem existieren Versorgungslösungen mit kleineren, separaten Nahwärmenetzen.
Aufgrund steigender Zuwanderungszahlen wird die Stadt mittel- bis langfristig neue Siedlungsgebiete erschließen. Hierzu wurden und werden durch die zuständigen Versorgungsbetriebe verschiedene Versorgungsoptionen untersucht. KoWa bringt sich in diesen Prozess aktiv ein und wird im Rahmen der Forschungstätigkeiten v.a. Optionen erneuerbarer, klimaneutraler Wärmequellen untersuchen und auf deren Umsetzbarkeit prüfen.
Projektpartner vor Ort ist die Sömmerdaer Energieversorgung GmbH sowie deren Anteilseigner Stadt Sömmerda und Steag New Energies GmbH.
Die Betreuung des Clusters erfolgt durch das IZES.